Astronomie Software: BackyardEOS

Gehört zu: Astronomie Software
Siehe auch: Canon EOS, EOS Utility, Software APT
Benutzt:  Fotos von pCloud

Stand: 28.04.2023

Meine ersten Schritte mit der Software BackyardEOS

BackyardEOS (abgekürzt BYEOS) ist ein Tool, das Astro-Aufnahmen mit einer Canon EOS Kamera vom Windows-Notebook aus per Fernsteuerung sehr elegant möglich macht.

Link: http://www.jtwastronomy.com/products/guides/backyardguide.pdf

Alternativen zu BYEOS:

  • Die bekanteste Alternative zu BYEOS ist APTAstro Photography Tool“, das neben Kameras auch Montierungen unterstützt und relativ alt ist; wobei das User Interface etwas gewöhnungsbedürftig ist, allerdings ist die Integration von Platesolving und Teleskopsteuerung bedenkenswert
  • Vom Hersteller Canon kommt eine ganz gute kostenlose Alternative: EOS Utility und DPP = Digital Photo Professional.
  • Seit 2019 wird auch ganz neu N.I.N.A. sehr empfohlen

Installation von BackyardEOS

Download und Installation

You may download the latest release on our website: http://www.BackyardEOS.com
Version 3.1.11
Man muss einen Account einrichten und kann dann die Software herunterladen und bekommt einen Lizenzschlüssel “30 Tage Trial”.

Vorbereitungen: EOS-Utility

Man sollte die Kamera-Fernsteuerung zuerst mit dem EOS-Utility ausprobieren.
Laut Canon-Website sind dazu keine Treiber erforderlich, die Kamera ist mit Windows 10 kompatibel und sollte automatisch als “Mediengerät erkannt werden, wenn man per USB-Kabel verbindet”.
Dazu muss man die Kamara einschalten und per USB-Kabel mit dem Computer (Windows Notebook) verbinden.
Das EOS-Utility kann nur von der Original CD installiert werden.

Connect mit BackyardEOS

 Die EOS600D hat eine DIGIC4-Prozessor, also sollte man den dritten Kasten “Canon215” anklicken.

Abbildung 1: BackyardEOS Connect Camera (pCloud: BackyardEOS01.jpg)


BackyardEOS Camera Driver

Astronomie Software APT- Astro Photography Tool

Gehört zu: Astronomie Software
Siehe auch: Astrofotografie, Plate Solving, Mein Workflow mit APT, Cartes du Ciel, N.I.N.A.
Benutzt: Fotos von pCloud

Stand: 10.01.2023

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Zusammenfassung / Quick Starter

Astronomie Software APT

APT steht für “Astro Photography Tool” und unterstützt als Kameras einerseits digitale Kameras (DSLRs wie Canon EOS) und andererseits CCD/CMOS-Kameras (z.B. die ZWO ASI294MC Pro), sowie über ASCOM GoTo-Montierungen und diverse andere Geräte (Fokusser, Filterrad,…).

  • APT unterstützt Plate Solving: Reiter”Gear”, Schaltfläche “Point Craft”.
  • APT unterstützt Cartes du Ciel zum Anzeigen von Aufnahmen, die “gesolved” wurden.
  • APT unterstützt die Teleskopsteuerung; also die Funktionen “Goto” und “Sync” (wenn man eine Montierung mit EQMOD hat)
  • Ab Version 3.50 soll auch Stellarium unterstützt werden.

Versionen von APT

  • Version 3.81 per 25.11.2019
  • Version 3.84 per 17.04.2020
  • Version 3.87 per 14.11.2020
  • Version 3.88 per 06.05.2021  (neu: Autofokus per Hyperbel)
  • Version 3.90 per 18.11.2021  (neu: SessionCraft)
  • Version 4.00 per 15.05.2022  (neu: Polar Alignment, Summary Tab,…)
  • Version 4.01 per 10.06.2022  (neu: Fixes)
  • Version 4.10 per 10.12.2022
  • Version 4.20 per 03.04.2023

Bezugsquelle und Dokumentation

Installation von APT

  • ZIP-Datei herunterladen (siehe oben)
  • Setup.exe ausführen (Microsoft C++ Redistributable wird benötigt)

Alternativen zu APT

Die bekanteste Alternative zu APT bei Canon Kameras ist Backyard EOS “BYEOS”, das nur Kameras (EOS) und nicht Montierungen unterstützt aber ein moderneres und ergonomischeres User Interface hat.

Zum Einstieg in die Astrofotografie mit Canon EOS wäre es vielleicht sinnvoll, erst einmal die vom Hersteller angebotene Software zu nehmen: EOS Utility und DPP Digital Photo Processor.

SharpCap ist für bestimmte Funktionen auch nicht schlecht. Z.B. Polar Alignment, Live View, Zoom, Fokussieren,…

In 2019 ist auch noch N.I.N.A. als neuere Alternative hinzu gekommen.

Die Benutzeroberfläche von APT

Im rechten Bereich von APT gibt es verschiedene Reiter auf denen sich dann spezielle Schaltflächen befinden:

  • Reiter Camera
    • Connect Camera
    • Edit Plan   inklusive Script
    • Image Destination
    • Settings
  • Reiter Gear
    • Connect Scope
    • Guide für Auto Guiding mit PHD2 oder …
    • Point Craft für Plate Solving mit  PlateSolve2 oder AllSkyPlateSolver oder ASTAP
    • Objects zum Aufruf des APT-Objekt-Browsers
    • Connect Focusser zum Aufbau einer Verbindung zum Motorfokusser über ASCOM
    • Connect Wheel für …
    • Connect Rotator für …
  • Reiter Tools
    • Histograms
    • APT Settings mit Location, Planetarium usw.
    • Camera Calculator
    • Focus Aid
    • Magnifier
  • Reiter Img
    • Preview Effects
    • Image Preview
    • Current Folder

Meine Anwendungsfälle für APT

Um meine astrofotografischen Bemühungen besser mit Software zu unterstützen, habe ich mir im Juli 2017 eine Digitalkamera Canon EOS 600D angeschafft und dann begonnen, mich mit APT zu beschäftigen. Später (Jan. 2020) bin ich dann auf eine gekühlte Kamera ZWO ASI294MC Pro umgestiegen. Beide Kameras liessen sich problemlos an APT anschließen.

Ich möchte folgende Anwendungsfälle unterstützen:

  • Orion ED80/600 auf Goto-Montierung HEQ5 Pro (z.B. in Hamburg)
  • Canon EOS 600D auf Star Adventurer Mini (z.B. in Namibia)

    • Fotoserien aufnehmen (auch mit Langzeitbelichtung)
    • keine steuerbare Montierung – Goto und Framing manuell
    • Einzel-Foto
    • “Plate Solving” und “Show” in Cartes du Ciel
  • Canon EOS 600D auf Goto-Montierung HEQ5 Pro
    • Goto per Software
    • Framing (ausrichten des Bildausschnitts auf das Beobachtungsobjekt) per Software
    • Foto-Serie mit APT Plans Editor
  • Canon EOS 600D auf Goto-Montierung HEQ5 Pro mit Autoguiding durch PHD2 mit GuideScope50
  • Canon EOS 600D auf Goto-Montierung GP-DX (Namibia) mit Autoguiding durch PHD2 mit GuideScope50
  • ZWO ASI294MC Pro statt der Canon DSLR

Meine ersten Schritte mit der Software APT

Einstellung des Beobachtungsortes

Unter dem Reiter “Tools” befindet sich die Schaltfläche “APT Settings“. Dort können wir unter dem Reiter “Location” wo wir Beobachtungsorte einstellen können:

Tabelle 1: Beobachtungsorte

Name Hemisphere Lattitude Longitude Elevation Time Zone
Kiripotib Southern 23 19 43 S 17 57 13 E 1350 2.0
Hamburg-Eimsbüttel Northern 53 34 18 N 09 58 16 E 50 1.0
Handeloh ASW Northern 53 14 06.4 N 09 49 46.6 E 15 1.0

Einstellungen für Speicherung der Fotos

Wo: Image Destination

Reiter Tools -> APT Settings -> Main

Verbinden von APT mit Geräten und Software

Ich kann meine Astro-Geräte mit APT “verbinden” damit ich sie dann von APT aus bedienen und steuern kann:

  • Montierung (“Gear”)
  • Kamera
  • Motor-Fokusser

Und ich kann weitere  Software mit APT verbinden:

  • Stellarium oder Cartes du Ciel als Planetariumsprogramm für Goto und SYNC
  • Platesolving mit All Sky Plate Solver, Platesolve2 oder ASTAP
  • PHD2 Guiding für Autoguiding und Dithering

Verbindung mit der Software PHD2 Guiding

Die Verbindung zur Autoguiding-Software stelle ich in APT ein unter dem Reiter “Gear” mit der Schaltfläche “Guide”

Verbindung zur Software Cartes du Ciel

Die Verbindung zur Planetariums-Software Cartes du Ciel stelle in in APT ein unter dem Reiter “Tools”  –> Schaltfläche “APT Settings” –> Dialogbox –> Reiter “Planetarium”

Nach einem erfolgreichen Plate Solving kann ich z.B. die Schaltfläche “Show” klicken, um mir die Himmelsgegend in Cartes du Ciel anzeigen zu lassen.

Siehe meine weitere Beschreibung unten.

Verbindung zum Platesolving

Bei APT heisst das Plate Solving “PointCraft”.

Unter dem Reiter “Gear” gibt es eine Schaltfläche “PointCraft”.

Hier können verschiedene externe Platesolver eingestellt werden:

  • All Sky Plate Solver (Blind solving)
  • Platesolve2 (Near solving)
  • ASTAP

Verbindung von APT mit Montierung

Zunächst muss ich APT starten und mit der Kamera (Canon EOS 600D oder meiner ASI294MC Pro) und mit meiner Montierung per ASCOM verbinden (PHD2 Guiding kommt später).

Verbindung mit der Montierung: ASCOM konfigurieren

Zum Verbinden der Montierung mit APT muss ich, zuerst ASCOM konfigurieren und dann innerhalb von APT via ASCOM das Teleskop (Reiter “Gear”) verbinden.

Für die ASCOM-Verbindung muss ich, wie immer, auf zwei wichtige Punkte achten:

  • die Nummer der COM-Schnittstelle muss korrekt angegeben werden
  • die Handbox der Montierung muss auf “PC Direct Mode” eingestellt sein

Wenn man im APT auf die Schaltfläche “Connect Scope” ein “Shift-Click” macht, kann man eine Montierung auswählen per “ASCOM Telescope Chooser”:

Abbildung 1: APT – Gear – Connect Scope (pCloud: APT_ConnectScope-01.jpg)


APT Connect Scope

Im ASCOM-Setup muss man dann als “Port” die COM-Schnittstelle auswählen, an der die Montierung hängt (z.B. per USB-Serielle-Adapter):

Nachdem wir im APT auf die Schaltfläche “Connect Scope” geklickt haben, erscheit das Fenster “ASCOM Setup”

Abbildung 2: APT Connect Scope: ASCOM Chooser (pCloud: APT_ConnectScope-02.jpg)


APT EQMOD ASCOM Telescope Chooser

Verbindung mit der Montierung: APT über ASCOM mit meiner HEQ5 Pro verbinden

Hier kann man im APT-Reiter “Gear” mit “Connect Scope” die Verbindung zu einer ASCOM-Montierung aufbauen (Teleskopsteuerung).
Wenn ein Plus auf der Schaltfäche steht, kann man mit Shift-Click noch besondere Eingaben (einmalig, werden gepeichert) machen.
Z.B. wird damit der ASCOM-Treiber für die Montierung ausgewählt und ggf. dabei auch Einstellungen (Site Information, Mount Limits,…) für der ASCOM-Treiber vorgenommen.

Der Reiter “Gear”:

Die Verbindung zur Montierung und damit zum Teleskop wird hergestellt.

APT –> Reiter “Gear” –> Schaltfläche “Connect Scope”

Abbildung 3: APT Connect Scope (pCloud: APT_Gear.jpg)


APT Gear

Verbindung von APT mit der Kamera

Um APT mit meiner Canon EOS 600D zu benutzen, verbinde ich die Kamera mittels eines USB-Kabels mit meinem Windows-Notebook. Unter Windows 10 wird die Canon EOS 600D ohne dass irgendwelche Treiber geladen werden müssten erkannt. Das mit der Kamera gelieferte USB-Kabel funktioniert genauso wie ein anderes standard-mäßiges USB-Kabel mit Mini-USB-Stecker für die Kamera. Wer es besonders “gut” machen will, nimmt vielleicht ein USB-Kabel mit Ferritkernen.

Windows 10 Geräte-Manager –> “Tragbare Geräte” –> Canon EOS 600D

Abbildung 4: Windows 10 Geräte-Manager –> Canon EOS 600D (pCloud: Canon_Geraetetreiber.jpg)


Windows Geraetemanager: Canon EOS

Die Verbindung der Kamera mit der Software APT: Reiter “Camera”

Die Software APT benötigt einige Einstellungen.
Im Tab “Camera” kann man im Unter-Tab “Connect” die Kamera einstellen (ggf. Shift-Click): “What Camera type do you wnat to use?”

  • Canon EOS Camera
  • CCD Camera
    • ASCOM Camera
    • SBIG Camera
    • Altair Camera
    • INDI Camera
    • ZWO Camera

Bei meiner Canon EOS 600D wähle ich als Kamera “Canon EOS Camera” aus und dann im Drop-Down “Generation Digic 3, 4, 5, 5+”, wie im Bild unten. Also in APT –> Reiter “Camera” –> “Connect”

Abbildung 5: APT Select Camera Type (pCloud: APT_Camera.jpg)


APT Select Camera Type: Canon EOS

Wenn ich nun auf den Reiter “LifeView” klicke, kann ich das Live-Bild der Kamera auf dem Computer-Bildschirm sehen; wobei ich rechts unten die Einstellungen für Belichtungszeit, ISO etc. vornehmen kann.

In das Live-Bild kann ich hinein und heraus Zoomen (Reiter “Zoom+” und “Zoom-“) und ich kann unter dem Reiter “Tools” (rechts oben) z.B. “Focus Aid” aktivieren um z.B. mit FWHM die Güte der Fokussierung zu messen.

Im Echt-Einsatz würde man Fotosequenzen als sog. “Plans” im Vorhinein anlegen. Ich kann aber auch ein spontanes Probefoto machen indem ich auf den Reiter “Shoot” klicke. Dann verschwindet das Live-Bild und das aufgenommene (Probe-)foto wird, wenn es fertig ist, angezeigt (wenn Preview ausgewählt wurde).

Für meine Kamera ZWO ASI294MC Pro wähle ich als Kamera “CCD/CMOS” aus und darf dann nicht “ASCOM Camera”, sondern muss “CCD: ZWO Camera” auswählen. Dann zeigt APT auch die Funktion LiveView.

Der Object Browser bei APT

Der Objekt Browser bei APT enthält die Koordinaten wichtiger Himmelsobjekte und kann für diverse Zwecke innerhalb von APT eingesetzt werden. Die Anwedungsmöglichkeiten sind:

  • Plate Solving “Near Solving”
  • Goto

Standard-Funktionen des Object Browsers bei APT

Objects Browser für Near Solving

Wenn man den Objects Browser für das “Near Solving” verwenden will, ruft man den Object Browser aus dem “Point Craft”- Fenster auf. Dann werden die Felder Approx. RA/DEC aus dem Objekt Browsers heraus gefüllt – im Beispiel der Stern Deneb.

APT –> Reiter “Gear” –> Schaltfläche “Point Craft” –> Dialogbox “Point Craft” –> Schaltfläche “Objects+”

Abbildung 6: APT Object Browser (pCloud: PointCraft_2019-06-06 13_21_07.jpg)


APT PointCraft Objekt Browser Stars

Wenn man sein Objekt ausgewählt hat, klickt man of die Schaltfläche “OK” und die Koordinaten des Objekts werden übernommen als Approx. RA und Approx DEC für den Startpunkt beim Platesolving mit Platesolve2.

APT –> … –> Dialogbox “Point Craft” –> Approx. RA & DEC –> Schaltfläche “Solve”

Abbildung 7: APT PointCraft (pCloud: PointCraft_2019-06-06 13_24_00.jpg)


APT Point Craft Near Solving über Objectlist: Approx RA, Approx DEC

Objects Browser für GoTo

Wenn man den Objects Browser für das “GoTo” verwenden will, ruft man den Object Browser aus dem Reiter “Gear” auf. Dann werden die Felder GoTo RA/GoTo Dec aus dem Objekt Browsers heraus gefüllt – Beispiel siehe nächster Abschnitt.

Erweiterung des Object Browsers

Die unter dem Reiter “Stars” erscheinenden Sterne sind in der Datei “stars.xml” gespeichert. Diese Liste von Sternen habe ich wie folgt erweitert:

Zusätzliche Objekte

Einige Sterne, die ich gerne für den ersten Goto nach der Polausrichtung nehme, sind nicht in der APT-Objektliste. Wenn ich sie der APT-Objektliste hinzufüge, kann ich mein erstes Plate Solving schneller machen und danach das SYNC absetzen.

  • Alpha Centauri (Rigel Kentaurus)
  • Beta Cassiopeiae (Caph)
  • Epsilon Cassiopeiae (Segin)

Zusätzliche Informationen

Die Eigennamen der Sterne (im Feld “Name”) sind weder standardisiert noch geeignet, den Stern eindeutig zu identifizieren. Ich habe deshalb im Feld “HInt” an den Anfang die Bayer-Notation der Sterne eingefügt.

Goto mit APT (“Pointing”)

Wenn ich mir ein Beobachtungsobjekt für die Nacht ausgesucht habe und es in der APT-Objektliste steht, muss ich das Objekt mit dem Teleskop anfahren; d.h. zu den Ziel-Koordinaten bewegen.

Alternativ zu APT könnete man Pointing auch mit einer Planetarium-Software (z.B. Cartes du Ciel) machen; das wäre dann schön “visuell”.

Dazu muss das Teleskop “Connected” sein und ich sehe dann im Reiter “Gear” die Eingabefelder: GoTo RA und GoTo Dec. Das sind die Zielkoordinaten. Diese kann ich per Hand füllen oder auch durch Auswahl aus der Objektliste.

Aus dem APT Objects Browser wird das Objekt M81 ausgewählt

Abbildung 8: APT Object Browser M81 (pCloud: APT-Goto-01.jpg)

Die Zielkoordinaten aus dem Objects Browser werden automatisch in GoTo RA und GoTo Dec im Reiter “Gear” übernommen.

Abbildung 9: APT GoTo RA und GoTo Dec (pCloud: APT-Goto-02.jpg)

AstroBackyard Review: https://astrobackyard.com/qhy-polemaster-review/

Polar Alignment mit PoleMaster QHYCCD

Warum QHY PoleMaster?

Im Rentenalter wollte ich mein Astronomie-Hobby aus der Jugendzeit wieder aufnehmen, nachdem ich fast 40 Jahre garnichts astronomisches gemacht hatte.

Ich schielte von Anfang an auf die Astrofotografie und wollte mit einer kleinen mobilen parallaktischen Montierung anfangen, mit der ich auch die in den letzten Jahrzehnten möglich gewordenen neuen Dinge wie GoTo und Autoguiding mal praktisch ausprobieren wollte. Meine Wahl fiel vor zwei Jahren auf eine iOptron SmartEQ Plus. Mittlerweile (2017) habe ich eine gebrauchte Skywatcher HEQ5 Pro….

Mein hauptsächlicher Beobachtungsort ist die Innenterrasse meiner Erdgeschosswohnung in Hamburg-Eimsbüttel (also Lichtverschmutzung durch Stadtlicht). Ich habe dort keine fest eingerichtete Terrassensternwarte, sondern muss die Montierung für jede Beobachtungsnacht neu aufstellen und einjustieren.

Für die Füße des Dreibeinstativs habe ich auf den Terrassenfliesen Markierungen mit Nagellack gemacht.

Belichtungszeit

Ich habe gelesen, dass man für vernünftige Astrofotos sehr lange belichten soll (Poisson-Verteilung der ankommenden Photonen). Beispielsweise so etwa mindestens 30 Einzelaufnahmen (sub exposures) mit je 300 sec Belichtungszeit.

Die maximal mögliche Belichtungszeit (bei festem ISO von z.B. 800) muss man experimentell herausfinden. Je heller der Himmel ist (Lichtverschmutzung) desto kürzer wird die maximale Belichtungszeit werden (Histogramm ganz rechts, Bild ganz hell) . In Handeloh kann ich z.B. 300 Sekunden bei ISO 800 belichten.

Damit die für solche Belichtungszeiten benötigte Nachführung gut funktioniert, ist eine exakte Aufstellung der Montierung erforderlich. D.h.

  • Waagerechte Aufstellung
  • Einnordung (Polar Alignment)

Die Auflageplatte der Montierung soll exakt waagerecht liegen, also muss der Polkopf abgeschraubt werden und eine Wasserwaage daher, um die Stativbeine genau auf eine waagerechte einzustellen. Dann kommt der Polkopf (Achsenkreuz) wieder drauf und die Stundenachse muss genau auf den Himmelspol ausgerichtet werden…

Danach erst kann das Goto Alignment geschehen, damit ich meine Beobachtungsobjekt leicht per Goto in die Bildmitte einstellen kann und damit die Nachführung dann gut funktioniert.

Die Nachführung durch die Montierung selbst (manche sagen das Tracking) sollte für 30-60 Sekunden gut sein. Falls das noch weiter verbessert werden soll, wäre schließlich ein Autoguiding angezeigt.

Einnorden

Für das sog. Einnorden gibt es ja viele Techniken. Meine schöne iOptron SmartEQ Pro Montierung (die HEQ5 Pro auch) hat dafür in der Stundenachse ein beleuchtetes Polfernrohr mit konzentrischen Ringen und einer Zifferblatt-Mimik. In der Praxis war das aber für mich viel zu unbequem (Foto: Kniefall).

Abbildung 2: Kniefall zum Einnorden durch das Polfernrohr (pCloud: PolarScope_20170223_1 Kopie.jpg)


Der Kniefall: So bequem schaut man durch das beleuchtete Polfernrohr

Deswegen war ich begeistert, als ich von dem neuen Produkt „QHY PoleMaster“ lass und Erfahrungsberichte dazu in Google und Youtube fand.

  • Dietrich Kracht auf YouTube
  • QHYCCD PoleMaster Polar Alignment Camera by Jeffrey Geiss P1:

  • QHYCCD PoleMaster Polar Alignment Results, Software, Hardware P2:

Was ist QHY PoleMaster?

Was der QHY PoleMaster genau ist und wie er funktioniert haben andere schon sehr schön im Web erklärt.

Kurzgesagt ist es eine kleine USB-Kamera mit einem lichtstarken Objektiv (f=25mm) und einem Sensor 1280×960 (Aptina ASX340, 1/3″, 3,75µ) wie bei der QHY5L II, die auf die Montierung gesteckt wird und mit der man die Gegend um den Himmelpol fotografiert (FoV 11×8 Grad). Die kleine Kamera wird per USB mit einem Notebook-Computer verbunden auf dem eine spezielle PoleMaster-Software von QHY installiert ist.

Installation der Software für QHY PoleMaster auf dem Windows-Notebook

Am 27.2.2017 habe ich dann den QHY PoleMaster bei Teleskop-Express für EUR 355,00 erstanden.
Zunächst ist ein Treiber für die im QHY PoleMaster enthaltene Kamera erforderlich. Was mitgeliefert wird ist ein proprietärer Treiber, der eine vom Hersteller erfundene Gruppe “AstroImaging Equipment” im Windows-Gerätemanager aufmacht: PoleMasterDriverLatestEdition.zip

Nach erfolgreicher Installation des Treibers erscheint die Kamera im Windows-Gerätemanager wie folgt:

Abbildung 3: POLEMASTER im Windows-Gerätemanager (pCloud: Polemaster-02.jpg)


QHY PoleMaster Driver

Das Herzstück der PoleMaster-Lösung ist dann die spezielle Software, die das Bild der Kamera auf dem Windows-Notebook anzeigt und dann durch die Prozedur des Polar Alignments führt.

Abbildung 4: Der Rotationskreis der Stundenachse (pCloud: Polemaster_006.jpg)


QHY PoleMaster Rotation

Abbildung 5: Himmelspol und Rotationszentrum zur Deckung bringen (pCloud: DK_20170726_Polemaster.jpg)

https://filedn.eu/lRKr8xsQ5DR7RRImz2HmrQf/Astronomie/Fotos/DK_20170726_Polemaster.jpg

Wie funktioniert das Einnorden mit QHY PoleMaster?

Im ersten Schritt richtet man die Kamera auf die Polgegend, identifiziert Polaris durch Doppelklick und die Software errechnet aufgrund des Sternfeldes insgesamt, wo sich genau der Himmelspol befindet.

Im zweiten Schritt soll man die Montierung mehrfach um die Stundenachse drehen und dabei die Drehung eines “anderen” Sterns verfolgen und Doppelklicks machen um die Position an die Software zu übergeben. Daraus ermittelt die Software den Rotationskreisbogen und damit genau wohin die Rotationsachse (Stundenachse) der Montierung zeigt.

Im dritten Schritt muss man die Montierung so im Azimut und in der Polhöhe einstellen, das beides zur Deckung kommt – was auf dem Bildschirm durch zwei Markierungen angezeigt wird.

Das ganz soll nur 3 Minuten dauern und eine Genauigkeit von 30″ liefern.

Zusammenfassung Schritt für Schritt:

  1. USB-Stecker an Kamera soll nach rechts schauen, USB-Kabel mit Laptop-Computer verbinden
  2. Montierung auf Home-Position stellen
  3. PoleMaster-Programm auf Laptop-Computer starten.
  4. Oben links auf “Connect” klicken.
  5. Zoom einstellen
  6. Region Selection: North
  7. Belichtungszeit aufdrehen bis auch die dunkleren Sterne (dunkler als Polaris) auf dem Display sichtbar werden.
  8. Ggf. Fokussierung des PoleMaster überprüfen
  9. Doppelklick auf Polaris und softwaremäßiges Rotieren einer Maske von Umgebungssternen bis sie übereinanderliegen (damit ist der Himmelspol identifiziert)
  10. Selektieren eines anderen Sterns als Polaris mit Doppelklick (dieser Stern dient dazu, den Drehpunkt der Stundenachse zu messen, muss also bei Rotation im Bildfeld bleiben)
  11. Physisches Drehen um die Rotationsachse des Geräts zweimal um jeweils 30-40 Grad und Doppelklick auf den “anderen” Stern. Daraus berechnet die Software den Drehkreis des “anderen” Sterns und damit ist der Drehpunkt der Montierung identifiziert
  12. Montierung zurück in die Home-Position fahren. Dabei muss der “andere” Stern entlang des berechneten Kreises laufen.
  13. Die Software zeigt jetzt die errechneten Positionen des Himmelspols (grüner Kreis) und des Drehpunkts der Montierung (roter Kreis) an. Diese müssen an der Montierung durch manuelles Verstellen von Azimut und Polhöhe zur Deckung gebracht werden.

Befestigung des QHY PoleMaster auf einer Skywatcher HEQ5 Pro

Wie wird die PoleMaster Kamera auf der Montierung befestigt? Die Kamera selbst hat unten drei M3 Schrauben kreisförmig in Winkeln von 120 Grad angeordnet. Die werden von oben auf eine Adapter-Scheibe geschraubt, die mit ihrer unteren Seite auf der Öffnung des Polfernrohrs ihrer Montierung befestigt wird. Je nach Montierung gibt es verschiedene Adapter-Unterteile z.B. für:

  • EQ6/AZEQ6
  • HEQ5
  • iOptonCEM60 ZEQ25/CEM25 iEQ45 iEQ30
  • AZEQ5
  • Celestron AVX CGEM
  • EM200/EM11

11. Juli 2017: Ich plane nun von meiner SmartEQ Pro auf eine Skywatcher HEQ-5 Pro SynScan umzusteigen.

Für diese Montierung gibt es einen passenden Adapter, den ich z.B. bei Teleskop Express gefunden habe. Um den QHY PoleMaster auf einer Montierung Skywatcher HEQ5 Pro zu befestigen, gibt es (z.B. bei Teleskop-Express) den Adapter “PoleMaster Adapter für Skywatcher H-EQ5 Montierung” (AL70410 für EUR 39,00).

http://www.teleskop-express.de/shop/product_info.php/info/p8803_ALccd-PoleMaster-Adapter-fuer-Skywatcher-H-EQ5-Montierung.html

Der Adapter kommt auf die Öffnung des Polfernrohrs der HEQ5, dabei bleibt eine Öffnung, so dass das Polfernrohr weiter benutzt werden könnte.

Abbildung 6: Polemaster Adapter für die HEQ5 (pCloud: PoleMaster_20190219_124331.jpg und PoleMaster_20190219_124618.jpg)


PoleMaster Adapter for HEQ5 Pro

PoleMaster on HEQ5 Pro

Befestigung des QHY PoleMaster auf der Montierung SmartEQ Pro

Ich habe ja, wie gesagt, eine Montierung, die nicht ganz so „Mainstream“ ist, nämlich einen iOpton SmartEQ Pro. Mein deutscher Lieferant konnte keinen passenden Adapter liefern. Ich spielte schon mit dem Gedanken, meine Montierung zu wechseln (etwa CEM25), dann fand ich aber im Internet bei der englischen Firma „Modern Astronomie“ den Adapter für die SmartEQ Pro. Den habe ich mal als erstes alleine bestellt, um die prüfen, ob das Ding auch das tut, was ich für den PoleMaster benötige. Gestern kam das Paket mit dem Adapter aus England hier an. Man montiert das Teil auf die vordere Öffnung des Polfernrohrs, die damit blockiert ist (anders als bei anderen Adaptern). Es passt auf meine Montierung und sieht insgesamt gut aus.

Abbildung 7: Polemaster Adapter für die Montierung SmartEQ Pro (pCloud: DK_20170303_1315.JPG)


QHY Polemaster Adapter auf iOptron SmartEQ Pro

Da der Adapter OK war, habe ich nun auch den eigentlichen PoleMaster bestellt (ohne Adapter). Mein deutscher Lieferant hatte den auf Lager und lieferte extrem schnell.

Abbildung 8: QHY Polemaster auf SmartEQ Pro (pCloud: DK_20170303_1316.JPG)


QHY Polemaster on SmartEQ Pro

Befestigung des QHY PoleMaster auf dem Star Adventurer Mini

Als kleinen Tracker für DSLR auf Fotostativ bin ich ja vom NanoTracker (s.u.) auf den Star Adventurer Mini umgestiegen.

Der funktionierte auch auf der Südhalbkugel sehr gut, allerdings musste man den schwachen Stern Sigma Octantis erst einmal ins Gesichtsfeld bekommen. Was recht zeitaufwendig sein kann, wenn man in zwei Freiheitsgraden sucht (rechts-links und oben-unten). Das kann man vereinfachen auf einen Freiheitsgrad, indem man die Polhöhe vorher schon exakt einstellt, dann hat man nur noch die Einstellung des Azimuths als einen Freiheitsgrad (siehe dazu: Elektronischer Neigungsmesser).

Im Juni 2018 ist mir das beispielsweise auf Kiripotib, Namibia, gelungen, wie das Foto zeigt.

Abbildung 9: Polemaster auf der Südhalbkugel (pCloud: 20180606_polemastersouth-01.jpg)

Befestigung des QHY PoleMaster auf dem NanoTracker

5. April 2017: Um den QHY PoleMaster auf einem ganz normalen 3/8-Zoll Fotogewinde zu befestigen, gibt es von der Firma Cyclops Optics einen speziellen Adapter namens “Universal Portable Mount Adapter PM-ST”.

https://www.cyclopsoptics.com/adapter/cyclops-optics-universal-portable-mount-adapter-t6061-cnc-for-polemaster/

Die eine Scheibe befestigt man mit drei kleinen Schrauben hinten am PoleMaster; diese Scheibe hat nach unten ein 3/8-Zoll Innengewinde. Mit einem 3/8-Zoll auf 1/4-Zoll Zwischengewinde kann ich das dann auf den NanoTracker schrauben. Die zweite Scheibe dient dann als (große) Kontermutter, um die Verbindung nach unten in der gewünschten Richtung (hier: USB nach rechts) zu fixieren

Wenn ich statt des NanoTrackers den Skywatcher Star Adventurer Mini verwende ist das Ganze noch einfacher…

Abbildung 10: QHY Polemaster mit Spezialadapter auf NanoTracker (pCloud: DK_20170628_Nanotracker-01.JPG)


QHY Polemaster mit Spezialadapter auf NanoTracker

Am 8. Juli 2017 konnte ich damit ein Polar Alignment meines NanoTrackers auf dem Fotostativ “Sirui ET-1204” mit einem Stativkopf “Rollei MH-4“erfolgreich durchführen.

Den Stativkopf Rollei MH-4 habe ich am 16. Mai 2017 bei Amazon für Euro 24,99 gekauft (Belastbarkeit 2,5 kg).

Das Fotostativ Sirui ET-1204 habe ich am xxx gekauft (für die Flugreise: Carbon, 4 Segmente,…)

Für das Polar Alignment mit der PoleMaster-Software waren erforderlich:

  • Stabile Aufstellung des Fotostativs: Das ging durch beschweren der Mittelsäule mit einer Plastiktüte mit schwerem Inhalt
  • Nivellieren in die Waagerechte: Das ging mit einer kleinen Wasserwage
  • Drehen der Kamera um die Rotationsachse des Motors: Das ging, wenn man die Kontermutter etwas lockerte
  • Kleine Bewegungen der “Montierung” im Azimut und Polhöhe: Das ging mit Hilfe des Neigekopfs MH-4

Den Rollei Stativkopf (Neigekopf) MH-4 habe ich eigens zur einfacheren Einnordung angeschafft:

Abbildung 11: Neigekopf Rollei MH-4 (pCloud: DK_20170711_1789.JPG)


Neigekopf Rollei MH-4

Statt dieses MH-4 Neigers habe ich mir später den Manfrotto MG460 Neiger, angeschafft.

Noch eleganter fand ich schliesslich die Lösung mit einer Wedge, die zum Star Adventurer Mini gehört. Damit fand ich es am einfachsten, die Höhe und das Azimut des Himmelspols einzustellen.